Nein, ich bin mir nicht sicher, ob dem Christian das hier recht wäre. Er war einer der Leisen, der lieber seine Ruhe hatte, statt mit publikumswirksamem Getöse auf sich und sein Werk aufmerksam zu machen. Philosoph, liebenswerter Mensch, scharfsinniger Beobachter, Um-die-Ecke-Denker, Musiker… und seit 1997 auch Pfeifenbauer. Seine Inspiration für Formen? Die Welt… "Eine Pfeife besteht aus Linien.… aber nicht nur eine Pfeife, die ganze Welt besteht aus Linien. Man muss sie nur entdecken…" - so seine Ansicht.
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genehmigt von Christian Wolfsteiner |
Anlehnungen an klassische Zitate, ganz neue, zum Teil abstrakte Formen, Minimalismus oder beinahe barocke Verzierung ehemals rein praktischer Pfeifenshapes… Christian wusste immer, zu überraschen. Bei all' der Formenvielfalt hat er es aber stets verstanden, der Rauchbarkeit, dem praktischen Nutzen den größtmöglichen Raum zuzugestehen. Ein erstklassiger Handwerker und technischer Tüftler, der z.B. der Calabash-Idee immer wieder neues Leben einhauchte, durch Verwirbelungskammern und sonstige, strömungstechnische Tricks, die perfekt gelöst und nicht selten unsichtbar waren.
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genehmigt von Christian Wolfsteiner |
Das Driftwood-Finish seines Freundes Roger Wallenstein faszinierte und inspirierte ihn. Er entwickelte diese Techniken bis zur Unglaublichkeit weiter und schuf Oberflächen, die zum Teil die Illusion auslösten, dass die Pfeifen organisch seien, ja, gar lebten. "Schleifpapier ist ein Arschloch" pflegte Christian zu sagen. Zu spannend fand er die Möglichkeiten, dem Holz zu Porigkeit, man könnte fast sagen, zu amorpher Erscheinung zu verhelfen. Seine Art des Farbenspiels tat das Übrige.
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genehmigt von Christian Wolfsteiner |
Inzwischen hat seine Inspiration, seine beinahe grenzenlose Phantasie Nachahmer gefunden, die sich von seinem Ideengut nähren. Ihn machte das traurig und betroffen - mich, ehrlich gesagt, auch. Unsere gelegentlichen Telefonate dauerten gern mal mehrere Stunden. Zu faszinierend war es, diesem Mann zuzuhören, seine Gedanken für und um die Pfeife mitzuerleben.
In der letzten Woche hat ihn seine langjährige, schwere Krankheit endgültig besiegt. Christian starb mit nur 54 Lebensjahren. Nicht nur seine Familie, der mein tief empfundenes Mitgefühl gehört, auch seine Freunde bleiben traurig zurück. Die Pfeifenwelt wird ein gutes Stück ärmer, nun, wo er gegangen ist.
Ihr Ralligruftie
Autor: Ralf Dings