Seit meiner Kindheit habe ich einen starken Bezug zum Norden, zur See und zu allem Maritimen. Dies mag sowohl mit meinen ostfriesischen Wurzeln, als auch mit der Seefahrerei bzw. der Seglerei meiner beiden Großväter zu tun haben. Deshalb sind mir beim Stöbern auf der Dan Pipe Website, und natürlich auch beim Lesen des Kataloges, die Mischungen der Käpt'n Brammer Reihe immer wieder aufgefallen. Die maritimen Motive der Dosen und die Beschreibungen zu den einzelnen Mischungen führten dazu, dass ich mich dazu entschloss, mir bei der nächsten Gelegenheit mal eine der drei Mixturen zu besorgen. Bei einem Besuch in Gerd Jansens Pfeifendepot in Hamburg ergab sich dann im Dezember 2015 die Möglichkeit, eine Dose "Frische Brise" von Käpt'n Brammer mitzunehmen. Natürlich habe ich nicht lange gezögert und so wechselte die Dose, nicht zuletzt wegen dem günstigen Preis von 14,- Euro für 100g, schnell den Besitzer. Doch bevor ich selbst die Dose und ihren leckeren Inhalt vorstelle, sollten wir zunächst einen Blick darauf werfen, wie Dan Tobacco selbst ihr "Machwerk" beschreiben:
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"Eine Mixture in Anlehnung an irische Vorbilder, aber wesentlich dezenter und eben frischer. Sie wird auch Freunden naturbelassener Tabakegefallen. Helle und mittelbraune Virginia Gradesmit einem Hauch Latakia, der aber im Hintergrund bleibt. Der breite, kurze Schnitt ist ideal für mittlere und große Pfeifen. Die Raucheigenschaften sind geradezu optimal: langsam und kühl glimmend, mit trockenem, sanftem Rauch und einer duftigen, dezent würzigen Raumnote."
Nachdemich diese Beschreibung zum ersten mal gelesen hatte, erwartete ich eigentlich in erster Linie eine leichte Latakiamischung mit einem zusätzlichen "frischen" Aroma. Was auch immer DTM darunter versteht. Mit der Intention, mich mit dieser leichten Latakiamischung selbigem Tabak mal wieder ein Stückchen näher zu bringen, öffnete ich am Abend die Dose. In dieser Hinsicht sollte ich allerdings enttäuscht werden, da der Latakia hier doch nur eine Nebenrolle spielt. Ganz klar eher eine "irisch" aromatisierte Mischung mit etwas Latakia.
Schon der Duft aus der Dose machte klar, dass es sich hier nicht um das Erwartete handelte. Eine frische, leicht seifige Zitrusnote ließ sich erschnüffeln, zusammen mit einer zu erahnenden Virginianote und einem Hauch rauchiger Würze im Hintergrund. Diese ist allerdings nur zu erahnen. Assoziationen an ein Stück Zitronenseife, wie meine Oma sie früher immer im Badezimmer hatte, kommen mir in den Sinn. Mag nicht gerade appetitlich klingen, war es im ersten Moment auch nicht. Doch mit der Zeit gefiel mir diese Note und die Neugier, wie er denn nun tatsächlich schmeckt, war groß.
Doch zuerst war noch etwas Geduld angesagt. Der grob geschnittene Tabak war frisch geöffnet leider etwas zu trocken, um gleich verköstigt zu werden. So musste ich ihn mit zwei Humidrolen in den nächsten Tagen erst wieder etwas anfeuchten, bevor ein erstes Rauchopfer möglich war. Eine kurze Recherche im Netz ergab, dass die Dose schon etwas älter sein musste, da DTM das Dosendesign inzwischen etwas abgeändert hatte. Meine Dose war noch mit einem älteren Etikett versehen.
Der Schnitt präsentierte sich recht "bunt". Die Beschreibung von DTM trifft hier den Nagel auf den Kopf. Überwiegend breit und kurz geschnittener, heller Virginia, hin und wieder etwas längere Fasern und auch das ein oder andere Flakestückchen finden sich in der duftigen Mischung. Das Ganze ist durchsetzt von schwarzen Sprenkeln. Eindeutig der gewünschte Latakia.
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Nachdem der Tabak die gewünschte Feuchtigkeit erreicht hatte, nahm ich eine neue und unberauchte Peterson zur Hand und befüllte sie mit dem "komischen" Kraut. Dies ging aufgrund des Schnittes sehr leicht von der Hand und auch die Flamme nahm der Tabak sehr gutmütig an. Die Füllung ließ sich mit zwei Streichhölzern zum gleichmäßigen Glimmen bringen. Ein Nachfeuern ist selten nötig und wird vom Tabak dann auch ohne weiteres erduldet. Mindestens mittelgroß sollte die Pfeife, bedingt durch den breiten Schnitt der Mischung, allerdings sein. Auch größere Füllvolumen sollten sich gut eignen. Hier gibt DTM wieder eine genaue Marschrichtung in ihrer Beschreibung vor.
Die ersten Züge waren sehr ungewohnt. In den ersten Minuten dachte ich an eine Noträumung. Doch der Anflug von Ekel wich, zu meiner eigenen Überraschung, schnell einer merkwürdigen Befriedigung. Die erste Pfeife ließ mich komplett ratlos zurück. Fand ich das nun gut? Oder war es doch zu viel? Doch weitere Rauchopfer machten mir klar, auch wenn ich nicht die erhoffte, leichte Latakiamischung bekam, dieser Tabak war einfach Klasse!
Das Aroma, welches der Kaltgeruch des Tabaks ankündigt, zeigt sich so auch beim Rauchen. Eine feine, frische Zitrusnote mit einem seifigen Oberton, die den Tabak sehr voll und cremig macht. Im Verlauf des Rauchens nimmt diese Aromatisierung sich etwas zurück und macht etwas mehr Platz für den Geschmack des Tabaks. Die Aromatisierung bleibt dennoch stets präsent und dominant. Gegen Mitte der Füllung meine ich auch, neben der fruchtigen Frische eine leichte Mandelnote wahrzunehmen. Dies kann aber auch nur meine Einbildung und der Cremigkeit des Rauchs geschuldet sein. Die Virginiabasis sorgt für eine angenehme Süße, sowie die typischen Anklänge von Wiese und Heu. Der Hauch Latakia in der Mischung gibt der sonst recht süßen Mischung die nötige Tiefe und steuert einen guten Anteil rauchige Würze bei. Die gekonnte Kombination des Aromas, mit dem natürlichen Geschmack des Virginia, abgerundet mit einem Touch Latakia, macht meiner Meinung nach die Delikatesse dieses Tabaks aus!
Wer diese gelungene Kombination voll auskosten will, sollte ein zu heißes Rauchen allerdings tunlichst unterlassen. Dann wird der Tabak spitz und bissig, gerade beim Ausblasen des Rauches aus der Nase. Wird er behutsam geraucht, glimmt der Tabak dann auch vorbildlich herunter, ohne Sottern oder Gurgeln. Sein Aroma bleibt die ganze Füllung hindurch erhalten. Der Tabak bleibt dabei immer mittelstark und bekömmlich. Und glaubt mir, das Ende kommt, zumindest für mich, bei dieser Mischung immer viel zu früh!
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Fazit:Nicht nur was für alte Seebären! Ein Tabak, der, wie ich finde, völlig zu unrecht, sowohl im Netz als auch in der Community, so gut wie keine Rolle spielt! Wer Seife grundsätzlich nur zum Waschen mag, sollte eher Abstand von der "Frischen Brise" halten. Wer irische Mischungen kennt und schätzt oder gerne einmal ausprobieren möchte, ist mit diesem Tabak gut beraten. Der Preis spricht für sich und ist bei dem Gebotenen absolut unschlagbar. Bei mir ein absoluter Überraschungshit und sicherlich keine einmalige Geschichte. Gerade in der kälteren Jahreszeit oder wenn draußen richtiges „Schietwetter“ ist, genau der richtige Blend! Ein kräftiger Ostfriesentee oder eine schöne Tasse Kaffee dazu und für eineinhalb Stunden den Regen Regen sein lassen. Mein Einstieg in die irischen Tabake.
Ja, ich muss es eingestehen... Lieber Ralf, du hattest Recht! "Seife" im Tabak ist erstrebenswert...
Gastautor: Moritz Helmold