Dieses Land ist immer noch geteilt… zumindest, was die Pfeifenraucher angeht, die ihre Hölzer mit Filter genießen. Geteilt, sogar in mehrere Teile. Die beiden größten Gruppen bringt man auch nicht zusammen - keine Wiedervereinigung in Aussicht. Die Fans der Stanwell-Filter loben den freieren Zug, die Vauen-Fans das mildere Aroma. Da ist die Frage, was man bevorzugt, wie man (zum Teil über lange Jahre) konditioniert ist… auch Gewohnheit spielt da eine, nicht zu unterschätzende, Rolle. Die meisten Anhänger beider Lager würden niemals wechseln, sind eingeschworen. Trotzdem suchen viele Raucher gerne mal nach Filteralternativen. Sei es aus reiner Neugier, ob sich das Raucherlebnis noch steigern lässt, sei es, weil der Mensch gern mal spart… wenn es auch oft an der falschen Stelle ist… dazu später mehr.
Ich zähle zur Vauen-Anhängerschaft und frage mich, wie auch die eingefleischten Stanwell-Fans, ob die doch recht kräftigen Preise für unsere bevorzugten Filter gerechtfertigt sind. Fragt man die Industrie, sind die Erklärungen zum Konstruktionsaufwand und zur Güte der verwendeten Materialien vollmundig. Strömungstechnik, Kohle- und Papierqualität u.s.w. sind einleuchtende und beeindruckende Argumentationspunkte. Die Frage ist, was davon fühl- und feststellbar in der Praxis, beim Raucher, ankommt. In letzter Zeit sind zwei mögliche Alternativen für meine bevorzugten „Hochpreisfilter“ bei mir gelandet und ich habe mir (Neugier siegt) mal den Spaß gemacht, beide über längere Zeit zu testen.
OLD BISON Aktivkohlefilter: Robust und markig kommt er daher. Ein schwarzer Bison, aufgedruckt auf ungebleichtem Papier (hallo, Öko-Gewissen) macht ihn, zumindest optisch, unverwechselbar. Eine seltsam grobe und nicht getrichterte Keramikkappe mit nur sechs Löchern sitzt im Vorderteil , den Abschluss bildet eine grüne Plastikkappe mit einer Art gelochtem Kreuz. Was das strömungstechnisch bringt, kann ich nicht sagen, doch schon der Zug am Filter weist deutlich höheren Widerstand auf, als beim Vauen. Der Schütteltest offenbart schon einen möglichen Grund. Es klingt eher sandig und das lässt darauf schließen, dass eine Menge Staub das Innere (neben den üblichen Aktivkohle-Rundstückchen) füllt. Schon beim Zug an der noch nicht befüllten Pfeife hat man oft Kohlestaub auf der Zunge.
Zu Beginn ist der Zug nicht wesentlich schwerer als gewohnt, doch das ändert sich rasch. Sobald der Filter ein wenig feucht wird, scheint sich der Kohlestaub im Filter in Beton zu verwandeln. Spätestens nach der halben Pfeife ist man überzeugt, das Stopfen verlernt zu haben, der Zug wird extrem schwer und erst beim zweiten Gedanken kommt man auf den Filter als Verdächtigen. Der Filter ist bereits nach der halben Füllung extrem durchfeuchtet (ein Vauen fühlt sich an diesem Punkt bei mir allenfalls minimal feucht an) und absolut unbrauchbar. Zwar ist der OLD BISON in diesem Vergleich deutlich günstiger als die Referenzqualität, ein solcher Mist ist aber gar kein Geld wert - soviel darf festgehalten werden.
ERMURI Aktivkohkefilter: Der von der Ermuri-Company angebotene Filter steckt in gebleichtem Papier (das aber sichtbar dünner ist als bei Vauen) und weist vorne und hinten die gleichen, trichterförmigen Kappen mit jeweils sieben Löchern auf. An diesem Punkt sei darauf hingewiesen, dass z.B. der Vauenfilter vorne neun und hinten zwölf Bohrungen besitzt und Herr Eckert, der VAUEN-Chef, in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit unterschiedlicher Ein-und Auslässe für die Strömungsverhältnisse hinweist. Der Ermuri macht seinen Job recht gut. Der Zug ist etwas leichter als beim Vauen, er ist im ganzen Zuggefühl dem Stanwell deutlich ähnlicher. Die Milde des Rauches geht in Ordnung, die Filterwirkung scheint gut. Wenn, ja wenn da nicht die Serienstreuung wäre. Immer wieder finden sich Filter, an denen z.B. die Kappe auf einer Seite bis auf halbe Länge in die Hülse gedrückt ist. Einige Patronen fühlen sich auch deutlich anders gefüllt an, als das Gros.
Größtes Problem des Ermuri ist allerdings, dass er beim Gebrauch extrem aufquillt und aus einigen Filterzapfen nach dem Rauchopfer kaum zu entfernen ist. Man muss den feuchten Filter im Mundstück trocknen lassen, um ihn gewaltfrei entfernen zu können. Wer ungeduldig ist und es mit sanfter Gewalt versucht, bekommt die mangelnde Reißfestigkeit des Papiers zu spüren, hat den halben Filter in der Hand, die Kohle über den Boden verstreut und das Problem, den nun im Zapfen steckenden Rest entfernen zu müssen. Das macht wenig Freude.
Seltsam schon die Passform des frischen Filters. Obwohl die Schieblehre keine wirklichen Unterschiede in Länge und Umfang der Filter offenbart, scheinen oft schon Zehntel Millimeter über Wohl und Wehe zu entscheiden.
Das Fazit ist recht klar. Im Schnitt kauft man 100 Filter von Stanwell für 9,80 Euro, die gleiche Menge Vauen-Patronen schlagen mit etwa 9,15 Euro zu Buche. Den Ermuri gibt es für 8,40 Euro und Preisbrecher ist der BISON mit 6,95 Euro. Im günstigsten Fall spart man also 2,85 Euro… das macht 2,85 Cent pro Pfeife!
Fragen Sie sich, was Ihre Pfeifen, Ihre Tabake kosten und fragen Sie sich, ob Sie für eine Ersparnis von knapp 3 Cent pro Füllung Ärger und Einschränkungen im Rauchvergnügen hinnehmen wollen. Ermuri und BISON seien hier nur stellvertretend für einige Filtermarken genannt, die ich in letzten Jahren alternativ probiert habe. Meine Ergebnisse waren stets gleich. Ich habe seit gestern wieder eine prall gefüllte Vauen-Filterdose im Schrank und werde mir weitere Experimente in der Zukunft sparen… so intensiv ist meine Neugier dann doch nicht.
Ihr Ralligruftie
Autor: Ralf Dings