Zunächst einmal wären zwei Fragen zu klären. Wer ist Cabbie und wodurch ist der so bekannt geworden, dass ihm Gawith eine eigene Mixtur braut? Wikipedia klärt mich auf, dass mit „Cabbie“ im Umgangsenglisch ein Taxifahrer bezeichnet wird. Wäre ich nicht ganz so blind vor Begeisterung gewesen, dieses Kraut endlich probieren zu können, wäre mir wohl die Droschke auf dem Deckel aufgefallen. Diesen, damaligen Cabbie's, die mit ihren Einspännern die eher wohlhabende Kundschaft durch britische Städte kutschierten, ist dieses Kraut also gewidmet.
Zweite Frage: Wer ist bekloppt genug, für 50 Gramm Tabak ganze 16,50 Euro auf die Ladentheke prasseln zu lassen? Na ja, ich… zum Beispiel… und wohl auch andere Liebhaber spezieller Virginia/Perique-Mischungen. Soviel sei schon einmal verraten: Die Investition lohnt!
Galt in früherer Zeit ein neuer Tabak im S. Gawith-Programm als Sensation, zieht schon seit etlichen Monaten ein neuer Marketingwind durch die altehrwürdigen Produktionshallen. Neue Tabake quasi im Wochentakt, aufgefrischte Label und deftig angezogene Preise. Hinzu kommt, dass es die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass auch an anderen Produktionsstandorten und von Zulieferern für Samuel Gawith gearbeitet wird. Viel und viel neu bedeutet aber nicht zwangsläufig auch viel gut.
Doch wer den Deckel der „Cabbie's Mixture“ öffnet, hat verloren. Verweht sind alle Zweifel, alles Misstrauen. Man sieht auf die leckersten Curlyscheibchen, atmet den unverschämt überbordenden Duft von reif-süßen Virginias, das tiefe Aroma von Feigen und lässt sich die Nase kitzeln vom spritzigen Hauch des Perique. Wer jetzt noch nicht lächelt, sollte die Dose wieder zu machen… er ist noch nicht reif für solche Delikatesse!
Wer nun aber mit kundiger Hand und nicht zu fest die etwas feuchten Scheibchen in einen vorzugsweise mittleren Kopf einbringt, sollte sich anschnallen. Herrschaften, was da schon bei den ersten Zügen an reifer Süße, tiefsamtigem Aroma und mildfruchtiger Spritzigkeit über die Zunge streift, ist ein Knaller!
Würden bitte alle die Raucher aufstehen, die betend auf die Rückkehr des alten Three Nuns hoffen! Hier ist die Rettung… und ich bin jetzt mal GANZ mutig. Dieser „Cabbie's“ erreicht locker das Niveau der alten Nonnen. Hier schmeckst Du wieder, dass es für das Original keinen Ersatz gibt, dass sich alle zum Teufel scheren sollten, die aus purer Gewinnsucht echten, guten Perique durch stil- und geschmackloses Aroma ersetzen. Verdammt seid Ihr, Frevler an der Tabakkunst!
Er glimmt, dass es eine Freude ist, ruhig und mit jedem Zug das volle Aroma ausschüttend. Sanft, aber mit Gehalt. Nie stark, aber mit Körper und Struktur. Delikat, satt und kullerrund. Bis zu den letzten, grauen Aschekrümeln ist dieser Tabak eine Offenbarung für die Freunde dieser Richtung. Ist mir doch egal, wenn die Geldgier seiner Produzenten mich in den Ruin treibt! Wobei man fair sein muss und anerkennen sollte, dass es solche Rohtabake auch nicht für'n Appel und'n Ei gibt. 16 Taler und 5 Groschen sind trotzdem ein Wort !… und bevor mich jetzt jemand nach einer Probe fragt : NEIN! Alles meins, meiiiiin Schatz, ich schlafe auf dieser Dose! Um es mit dem seligen Herrn Hochrain zu sagen: Versetzen Sie Ihr Bett oder, zumindest Ihr Kopfkissen, wenn es sein muss… aber gönnen Sie sich diesen Tabak.
Beginnern allerdings rate ich von diesem Kraut dringend ab. Weil es zu stark ist? Nein! Weil es sich schwierig raucht? Nein! Weil sie für ihr Pfeifenleben versaut sind, wenn sie diesen Stoff einmal probieren und für die Zukunft deutlich höhere Beschaffungskosten für Tabak einplanen müssen… und das will ich nicht verantworten!
Ihr Ralligruftie
Autor: Ralf Dings