Am Ende dieser Tabakbesprechung kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass ich ein Weichei bin. Damit müsste ich leben. So mancher starker Tabak hat mich schon gefordert. Immer bin ich stehen geblieben und wusste zum Schluss allerhöchstens, dass dieses Kraut mir auf Dauer zu stark ist und deswegen nicht zu meinen bevorzugten Mischungen zählen wird. Ich erinnere mich allerdings auch an die beiden Plugs von G.L. Pease. Die beiden einzigen, bei denen ich aufgeben musste. Zu heftig schlugen die Kentuckys zu.
Und nun stopfte ich vor kurzem, im Rahmen einer Erkundungstour in Sachen Burley, meine Pfeife mit Cornell & Diehls „Burley Flake #1“. Ein unglaubliches und natürliches Aroma in der Nase. Satt und bodenständig, würzig, ein bisschen geräuchertes Rindfleisch. Ein augenscheinlich leckerer Flake, „burley-based“ mit Kentuckys, Perique und Virginia. Der „Burley Flake #1“ ließ mich eine Viertelfüllung lang besten Tabak genießen. Herbe Schokolade, leicht drückende Kentuckys, ein Schwung Säure und ein dezent süßliches Lächeln der Virgnias im Hintergrund. Nikotin, welches auf die Tube drückt, aber am Abend mit einem Fläschchen Bier ein Genuss sein kann. Und als wenn ich die Warnung nicht ernst genommen hätte, fühlte es sich plötzlich an, als wenn der „Burley Flake“ ohne Vorwarnung in den zweiten Gang schaltet. Da traf mich eine Nikotinwucht, die alles bei Seite räumte und nichts als Schluckauf bei mir hinterließ. Ich habe die Nr. 1 noch dreimal gewagt, dann habe ich mich ergeben. Dieser Flake ist mir zu stark und für mich unbezwingbar.
Zur Abwechslung folgte nun noch Cornell & Diehls „Burley Flake #3“. Ich kann es kurz machen, denn meine Versuche erreichten die Zahl „vier“ nicht. Es sind dieselben Bestandteile in der Mischung (Burley, Kentucky, Perique und Virginia), nur sind sie unterschiedlich dosiert. Die Nr. 3 ist noch stärker. Ein Bulldozer, der ohne Umwege und ohne Abbremsen auf den Genießer zufährt. Dieser Tabak sucht sich seinen Weg. Entweder in die Herzen von Liebhabern echter und harter Männermischungen, oder aber er geht seinen Weg weit weg von mir. In diesem Fall befindet er sich bereits auf dem Postweg in den hohen Norden der Republik, wo ein Pfeifenkumpel sitzt und der sich ständig darüber beklagt, dass die angebotenen Mischungen zu leicht sind. Auf sein Urteil bin ich gespannt.
Autor: Ralf Ruhenstroth